Die Jahre 1924 -1945

Die Bewährung des Autobusses im Reiseverkehr hatte bei der Reichspost Erinnerungen an ihre alte Postkutschen-Tradition wachgerufen.
Vor einigen Jahren dominierten noch gelbe Postkutschen auf den Straßen Deutschlands. Auf den wichtigen Fernstrecken war längst die Eisenbahn an ihre Stelle getreten und die Postkutsche war nur noch ein Museumsstück. Nun aber hatten "Büssing-Omnibusse" im Harz gezeigt, dass dem Kraftwagen im Überlandverkehr noch ein wichtige Rolle vorbehalten war. Die Post richtete nun ebenfalls fahrplanmäßige "Kraftposten"
für den Personenverkehr ein.

Als sie aber den KVG-Omnibussen auf den angestammten Harzstrecken den Rang streitig zu machen begann, gab es helle Aufregung im Braunschweiger Land, denn den Omnibus-Verkehr im Harz hatte man von Anfang an als ureigenste Braunschweiger Verkehrsaufgabe betrachtet. Mit Mutterwitz und Schildbürgerlist verstand man es, sich seiner Haut zu wehren und "seine" KVG zu verteidigen.

Aus einem Dokument damaliger Zeit:

"..... Eines Tages wurden die Kraftposten an der Braunschweiger Landesgrenze im Harz von Polizeigewaltigen angehalten. Zwar konnte man den Postautos die Durchfahrt durch Braunschweiger Gebiet nicht verwehren, die Personenbeförderung brauchte man im eigenen Revier nicht zu dulden; also mussten die verduzten Fahrgäste ihre Reise auf Schusters Rappen fortsetzen. während das Postauto leer und schmollend nebenherzuckelte. Erst jenseits der Braunschweiger Grenze durften sie ihren Postomnibus wieder besteigen. Verständlich, dass die Fahrgäste der Post das nicht lange mitmachten......"

Eine "Friedenskonferenz" im Jahre 1924 beendete sehr bald diesen "lustigen Krieg". Man einigte sich auf einen Vertrag, der sowohl der Reichspost, als auch der Braunschweiger KVG zu ihrem Recht verhalf: Die Linien Goslar - Hahnenklee und Blankenburg - Hasselfelde wurden der Post überlassen, die anderen Strecken wurden weiterhin von der KVG betrieben. Auf der wichtigsten Linie Bad Harzburg - Torfhaus - Braunlage wurde ein Gemeinschaftsverkehr eingerichtet und Post- sowie KVG-Busse fuhren friedlich "nebeneinander".
Die KVG gab weiterhin ein Kursbuch heraus, in das die Fahrpläne der Reichspost mit aufgenommen wurden.

Die eigene Fahrschule

Sichere Beförderung der Fahrgäste setzte eine gründliche Fahrerausbildung voraus. Von 1921 - 1944 war der KVG Braunschweig die gesamte Kraftfahrerausbildung im Land Braunschweig anvertraut.

Schulungsraum der KVG Braunschweig 1925

Lehrmodell im Unterrichtsraum einer KVG Fahrschule

In Braunschweig, Bad Harzburg, Helmstedt, Holzminden und Werningerode bestanden KVG-Fahrschulen mit modernsten Einrichtungen und Unterrichtsmitteln. An vielen Orten wurden überdies auch "fliegende Fahrkurse" durchgeführt. Für diese Ausbildungszwecke standen 10-15 Schulfahrzeuge zur Verfügung.

10 Jahre "staatlich kommunale" KVG mbH Braunschweig

Im Jahre 1929 feierte die "neue" KVG Braunschweig ihr 10jähriges bestehen, man konnte unterm Strich auf ein erfolgreiches Jahrzehnt zurückblicken, das in zahlreichen Glückwunschschreiben entsprechend gewürdigt wurde....

Beachten Sie bitte die Anmerkung der Redaktion zum Geburtsjahr der KVG.

Die Entscheidung für den Personenverkehr...

In § 2 des Gesellschaftsvertrages hieß es, dass das Unternehmen Lastkraftwagen aus freiwerdenden Heeresbeständen, sogenannten Heimkraftwagenparks, zu übernehmen und die Beförderung von Gütern aller Art durchzuführen hatte. Die KVG-Braunschweig unterhielt dementsprechend einen ansehnlichen Lastkraftwagenverkehr, der in der Geschichte des Unternehmens keine unwichtige Rolle gespielt hat.

Im Jahre 1935 wurde das Gesetz über den Güterverkehr mit Kraftfahrzeugen erlassen. Die Gesellschaft musste entscheiden, ob sie künftig ausschließlich Gütertransporte oder Personenverkehr durchführen wollte.

Sie entschied sich für die Aufrechterhaltung des Personenverkehrs!

Vor den Toren Braunschweigs am Rande des Harzes gelegen wuchsen in den Jahren ab 1937 die mächtigen Industrieanlagen der damaligen Reichswerke. Sozusagen "über Nacht" entstanden auf der "grünen Wiese" ausgedehnte Siedlungen mit Zehntausenden von Einwohnern.

Watenstedt, Salder, Salzgitter, bislang noch kleine, unerschlossenen Orte, schlossen sich mit der neuen Großsiedlung Lebenstedt zu einer Gemeinde zusammen.

Die Reichswerke, die an der Erschließung des Gebiets für den Berufsverkehr am meisten interessiert waren, traten 1938 als Gesellschafter mit 51% Anteilen der KVG bei.

Für die immer zahlreicher werdenden Arbeiter der Reichswerke wurde zunächst ein reiner Werksverkehr aus den umgebenden Ortschaften von und zu den Reichswerken in Salzgitter-Lebenstedt eingerichtet, der sich ab Herbst 1939 zu einem öffentlichen Linienverkehr ausweitete.

In diese Entwicklung fiel der Ausbruch des 2. Weltkrieges, der in der Folgezeit die KVG bei der Beschaffung von Wagen, Reifen und Kraftstoffen vor außerordentliche Schwierigkeiten stellte.

Verdreifachte Leistungen wurden während des 2. Weltkrieges von der KVG verlangt. Die Industrie lief auf Hochtouren. Das Salzgittergebiet gehörte mit einem Schlag zu den bedeutensten deutschen Industrierevieren. Die Bevölkerung des Stadtkreises Watenstedt - Salzgitter überstieg 100.000 und der Berufsverkehr nahm gewaltigen Umfang an. Die KVG konnte ihn nur durch Anmietung von Omnibussen und Anhängern anderer Verkehrs-unternehmen bewältigen.

Im Jahre 1943 veranlasste die angespannte Treibstofflage im Reich die KVG dazu, 37 Omnibusse auf den Antrieb mit Leuchtgas umzustellen.

Trotz weiter zunehmender Probleme erfüllte die Gesellschaft bis zum Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945 ihre Verkehrsaufgaben.

Die Betriebsanlagen der KVG waren zerstört oder ausgeplündert. Die noch fahrtüchtigen Wagen waren durch hohe Fahrleistungen heruntergewirtschaftet. Aber es gab sie noch - die KVG. Ohne fremde Hilfe ging man an den Wiederaufbau. Im Mai 1945 wurden die fahrplanmäßigen Fahrten zwischen Salzgitter-Lebenstedt und Braunschweig wieder aufgenommen. Es ging weiter, oder was übrig blieb....

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